Aktuell finden wieder die Verhandlungen zu unserem Kollektivvertrag statt. Gewerkschaft und Arbeitgebern verhandeln dabei um Gehaltserhöhung, Zulagen, Vordienstzeiten und vieles mehr. Wir sagen: Es muss sich was bewegen! Kommt alle zur Versammlung am 18. November!
Detail-Infos:
- Arbeit am Standort bis 13.00/13.30, dann gemeinsame Fahrt zur Betriebsversammlung
- Warnweste, Schilder, Transparente, optional Gehörschutz & Verpflegung nicht vergessen!
- Ab 14:00 Uhr: Kundgebung im Sigmund-Freud-Park (Reden von Gewerkschafter:innen und Betriebsrät:innen der beteiligten Betriebe – auch von Selma über die Situation in der BiM)
- Demonstration durch die Innenstadt: Wir werden als BiM-Belegschaft als Block mit unseren Warnwesten sichtbar sein!
- Die Geschäftsführung gewährt für die Teilnahme keine Entgeltfortzahlung, das heißt: es können Minusstunden entstehen. Auf jeden Fall gibt es aber die Möglichkeit eines Zeitausgleichs bzw. einer Dienstzeitverlegung.
Bitte wenn möglich bis 13.11. das Anmeldeformular ausfüllen und abschicken: Download Formular
Wir haben auch einen Elternbrief-Vorschlag verfasst: Download Elternbrief
Der SWÖ-Kollektivvertrag („Sozialwirtschaft Österreich“) gilt für viele Bereiche: Neben der Freizeitpädagogik auch in der Pflege, in der Behindertenarbeit, in der Sozialen Arbeit, in der Sozialpädagogik uvm. Er regelt das Gehalt, die Arbeitszeit, dass wir Weihnachts- und Urlaubsgeld bekommen und vieles mehr. Im Mittelpunkt der gewerkschaftlichen Forderungen steht heuer eine Gehaltserhöhung von + 6,1 Prozent. Dazu kommt ein umfangreiches Forderungspaket im Rahmenrecht.
Neben der Gehaltserhöhung werden verschiedene Maßnahmen zur Einstufung und Entlastung, mehr Urlaub und Arbeitszeitverkürzung gefordert:
Gehaltsforderungen
- + 6,1% auf Löhne & Gehälter
- + 25% auf alle Zulagen und Zuschläge
- Mehrstundenzuschlag 50% (statt 0% oder 33%)
Arbeitszeitforderungen
- Arbeitszeitverkürzung auf 35h-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich
- + 1 Woche Urlaub für alle
Weitere Forderungen (Beispiele)
- Volle Anrechnung aller Vordienstzeiten
- Bessere SEG-Zulage
- Freizeitpädagog:innen in den KV-Text
- Flexibilisierungszuschlag bei kurzfristigem Einspringen und Dienstplanänderungen
- Bessere Einstufung der Verwaltungsmitarbeiter:innen
Wer bestimmt die Forderungen?
Ein großes Gremium von Betiebsrät:innen aus ganz Österreich aus dem Sozial- und Gesundheitsbereich, die Mitglied in der Gewerkschaft GPA oder vida sind, trägt Forderungspunkte zusammen. (Hier alle Papiere zum Nachlesen.) Dieses Gremium stimmt über vorher in den Gewerkschaftsspitzen ausgewählte Forderungen ab.
Weil vielen in unserer Branche die Forderung nach nur 6,1 % zu wenig ist, gab es zu dem Forderungspapier auch Gegenstimmen im Verhandlungsgremium, unter anderem von unserer Betriebsrats-Vorsitzenden Selma Schacht. Außerdem hat die Betriebsrät:innen-Konferenz in Wien und unsere BiM-Betriebsversammlung beschlossen: „Wir machen Druck von unten: Wir fordern einen Mindestbetrag von 350 Euro!“ Das bedeutet: wir fordern, dass alle mindestens 350 Euro aufs (Vollzeit-) Gehalt brutto draufbekommen sollen.
Geld ist genug da!
Auch wenn die ÖVP nun ein riesiges Budgetloch präsentiert hat, ist eines klar: Geld an sich wäre genug da, man muss es sich nur von den Richtigen holen. Der Reichtum des österreichischen Besitz- und Geldadels steigt rasant an. Mit einer echten Vermögenssteuer könnten Milliarden ins Budget fließen und wir hätten alle etwas davon. Deshalb gilt gerade für den Sozial- und Gesundheitsbereich: Nur keine Zurückhaltung!
Das vor allem auch deswegen, weil wir in unserer Branche sowieso schon schlechter verdienen. Rund 17% liegt hier das Einkommen unter dem österreichischen Durchschnitt. Und das Wirtschaftsinstitut Wifo machte vor kurzem klar: „Die Jahre der hohen Inflation sind einkommensmäßig noch immer nicht ganz aufgeholt.“
Die erste Verhandlungsrunde
Bei der ersten Verhandlungsrunde am 22.10. ist es vor allem um die Arbeitsbedingungen gegangen: stabile Dienstpläne, die gerechte Abgeltung vom Arbeiten in der Nacht oder am Wochenende und das Einspringen für Kolleg:innen spielen eine wichtige Rolle. Bewegt hat sich dazu aber noch nichts. Beim Gehalt haben die Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung in Höhe der Inflationsrate geboten. Das ist natürlich viel zu wenig! Auch wenn die Verhandlungen „freundlich“ abgelaufen sind, hilft uns das nicht: „Klatschen reicht nicht“ haben wir schon oftmals festgestellt und mit Freundlichkeit kann man keine Miete zahlen.
Wertschätzung ist ja nett, muss sich aber auch in ordentlichen Arbeitsbedingungen und nicht nur in salbungsvollen Worten wiederfinden! Die nächste Runde findet am 11. November statt. Wir hoffen, dass dann ordentlich Bewegung in die Verhandlungen kommt. Denn wir alle in der Sozialwirtschaft sind Profis und haben einen entsprechenden Abschluss verdient!
Unser Aktionsplan
Auf Betriebsversammlung und Teamdelegierten-Treffen haben wir klargemacht: Wir sind streikbereit! Am 18. November findet eine Betriebsversammlung im öffentlichen Raum plus Kundgebung und Demo statt. Wenn wir wollen, dass sich bei den Verhandlungen wirklich was bewegt, dann müssen wir jetzt schon Druck von unten machen!
Es muss sich was bewegen!
Spätestens nach der 3. Verhandlungsrunde sind wir in der BiM zu Streiks Anfang Dezember bereit. Und wir machen auch klar: Der Kollektivvertrag ist wichtig und regelt die grundsätzlichen Entgelt- und Arbeitsbedingungen. Aber wie es konkret bei uns in der Arbeit ausschaut, der Personalmangel, der Stress, die krankmachende Arbeit – das wird in der BiM selbst gelöst werden müssen. Wir brauchen konkrete und rasche Verbesserungen in der BiM für alle Mitarbeiter:innen! Das fordern wir von Geschäftsführung und Stadt Wien ein. Und auch dafür gehen wir auf die Straße!
Was passiert bei KV-Verhandlungen?
Die Arbeitgeber und die Gewerkschaften schicken ihre Verhandler:innen in die Kollektivvertragsverhandlungen. In unserem Fall sind das Unternehmer:innen oder Manager:innen aus den Betrieben von der „SWÖ“, dem „Verband der österreichischen Sozial- und Gesundheitsunternehmen“. Auf der Gewerkschaftsseite sind das hauptamtliche Gewerkschaftssekretär:innen und Betriebsrät:innen aus der Branche. Wie lange Kollektivvertragsverhandlungen dauern, hängt vom Verhandlungsthema, der Zusammensetzung der Verhandlungsteams, den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Branche und den Protest- und Arbeitskampf-Maßnahmen ab. In Österreich werden Kollektivverträge (KVs) normalerweise auf ein Jahr abgeschlossen, deswegen gibt’s fast jährlich Verhandlungen darüber.
Welche Inflationsrate gilt?
Basis der SWÖ-KV-Verhandlungen ist die durchschnittliche („rollierende“) Inflationsrate von November 2023 bis Oktober 2024. November 2023 lag sie bei 5,3%, im September 2024 bei 1,8%. Inklusive Oktober liegt die rollierende Inflation bei ca. 3,6%. Dieser allgemeine Verbraucherpeisindex (VPI) wird von den Gewerkschaften wie von den Arbeitgebern als Basis für die Kollektivvertragsverhandlungen herangezogen. Problematisch dabei ist, dass der VPI ein allgemeiner Durchschnittswert ist, der gerade die Teuerung bei den Lebenserhaltungskosten für Geringverdiener:innen nicht real abbildet: Miete, Energie, Lebensmittel. Außerdem mussten die Arbeitenden in den letzten Jahren schon mit Reallohnverlusten leben.
Download: Einberufung der Betriebsversammlung