Stadt Wien spart auf Kosten behinderter Kinder

BR-Vorsitzende Selma Schacht mit Integrationsgruppe-web

Kürzungen bei Freizeitpädagogik führt zu schlechterer Betreuung

Presseaussendung vom 25. Juni 2019

In vielen ganztägigen Volksschulen Wiens sollen nach Wunsch der Stadt Wien (Büro Stadtrat Czernohorszky) ab nächstem Schuljahr weniger FreizeitpädagogInnen tätig sein. Durch eine Berechnungsänderung werden gerade jenen Schulstandorten, die sich besonders der Inklusion von Kindern mit besonderen Bedürfnissen (Behinderungen, schwere Verhaltensauffälligkeiten) annehmen, weniger PädagogInnen zugeteilt.

Neben zusätzlichen PädagogInnen war die Inklusion in Unterricht und Freizeit dadurch gekennzeichnet, dass durch eine Mehrfachzählung dieser Kinder kleinere Gruppen entstanden. Eine wichtige pädagogische Maßnahme um das gemeinsame Leben in der Schule gerade für jene Kinder zu erleichtern, die sich in großen Gruppen schwer zurechtfinden.

„Hier wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet“, so die Betriebsratsvorsitzende der Bildung im Mittelpunkt GmbH der Stadt Wien*, Selma Schacht. „Statt der Korrektur einer fehlerhaften Programmierung des Schulverwaltungsprogramms „Wision“ wird einfach alles gestrichen – und für Kinder mit besonderen Bedürfnissen das schulische (Er)Leben massiv erschwert.“ Zusätzlich zu den gestrichenen (Freizeit-)PädagogInnen wurden die Lernzeiten für diese Kinder reduziert.

Die SchülerInnenzahlen werden im Frühjahr von den Schulleitungen direkt in „Wision“ eingetragen. Darin werden die zustehenden PädagogInnen für Lernzeit und Freizeit automatisch berechnet (sogenannte „GTB-Erhebung“). Nun wurde über Weisung des Schulerhalters (MA 56) in dieser Erhebung die Mehrfachzählung von Integrationskindern ersatzlos gestrichen. Statt einer Reduktion auf eine normale Doppelzählung gelten nun eins zu eins dieselben Bedingungen wie für alle anderen Kinder auch. Kinder mit besonderen Bedürfnissen müssen nun in Gruppen/Klassen mit 19 bis 25 Kindern betreut werden.

Für viele ganztägige Schulen heißt das weniger PädagogInnen: So stehen beispielsweise der Ganztagsvolksschule Vereinsgasse im Unterschied zur alten Berechnung zwei FreizeitpädagogInnen weniger zu, die ganztägige Integrative Lernwerkstadt Brigittenau (ILB) muss gar mit fünf PädagogInnen weniger auskommen und eine integrativ geführte Offene Volksschule im 15. Bezirk mit zwei weniger.

Die von Stadt Wien und Bildungsdirektion ins Treffen geführten bestehenden ZusatzpädagogInnen für Integrationskinder (nach Erlass 217) können diese Personaleinsparungen nicht wettmachen. Sie sind als Begleitung für diese Kinder gedacht, jedoch nicht um eigene Gruppen zu führen. Überdies kann es gerade an verschränkt geführten Ganztagsvolksschulen (GTVS) leicht dazu kommen, dass eine (!) solche Zusatzpädagogin für vier (!) unterschiedliche Klassen zuständig ist.

„Natürlich müssen Fehler korrigiert werden. Aber das zu nutzen, um die Gruppen für Integrationskinder durchs Hintertürl massiv zu vergrößern, widerspricht jeglichem pädagogischen Fortschritt!“, so Schacht. Und weiter: „Die Hinzurechnung der Integrations-Kinderzahlen muss wieder möglich sein. Für kleinere Integrationsgruppen müssen auch weiterhin PädagogInnen zur Verfügung gestellt werden!“

* Die FreizeitpädagogInnen für ganztägige öffentliche Volksschulen werden in Wien durch die „Bildung im Mittelpunkt GmbH der Stadt Wien“ angestellt.

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