Redebeitrag unseres Streikkomitees

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An dieser Stelle dokumentieren wir den Redebeitrag von unserer Kollegin Dilara, die beim Warnstreik am 12.2. für das betriebliche Streikkomitee gesprochen hat.

Auch meinerseits ein herzliches Willkommen zum alljährlichen Streik! Ich heiße Dilara Dağaşan und bin Freizeitpädagogin an der Ganztagsvolksschule Vereinsgasse. Ich bin Teil des Streikkomitees der BiM.

Seit 4 Jahren fordern wir die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Ich hab keine Lust, das noch weitere 4 Jahre zu tun. Ich wurde eingestellt mit 32 Stunden. Im KV steht „Normalarbeitszeit ist 38h“. Für wen ist das bitte normal?

70 % der Mitarbeiter in unserem Betrieb arbeiten TEILZEIT. Und 70 % sind Frauen. Und dennoch verhandeln Männer über unsere Gehälter: Der Vorsitzende der SWÖ, der Chefverhandler, mein eigener Geschäftsführer und sogar der Sozialminister – alles Männer! Die, die über einer ganzen „Frauen“Branche entscheiden und die Macht haben.

Kein Wunder, was sie uns anbieten: 2,35 Prozent, das Angebot der Arbeitgeber, ist ein Witz! Bei einer Inflationsrate von 1,62 %.

Wir fordern für unsere wertvolle Arbeit, die wir leisten, eine angemessene Entlohnung. Unser Bereich ist als Ganzes unterbezahlt. Wir wollen eine echte Gehaltserhöhung, deutlich über der Inflationsrate.

Das ist doch nicht viel verlangt. Wir haben aber eine Hauptforderung: Wir wollen eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Stunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich. Wir wollen, dass unsere ganze Arbeit nicht länger als Teilzeit behandelt wird.

Unsere Arbeit ist emotionale und soziale Schwerstarbeit, um sie auf Dauer machen zu können, brauchen wir Erholungszeiten und eine angemessene Entlohnung.

Unsere „Teilzeitbeschäftigung“ bei den geringen Gehältern des Sozialbereichs bedeutet für uns nichts anderes als Altersarmut für unsere Zukunft. Wenn es so weitergeht, muss ich damit rechnen, in der Pension noch zusätzlich Sozialhilfe zu beziehen! Ist das die Wertschätzung unserer Arbeit!?

Ich arbeite, um zu leben. Ich lebe nicht, um zu arbeiten!

Wenn ich die Zeitung aufschlage, lese ich: Die Arbeitgeber können die 35-Stunden Woche nicht umsetzten, wegen dem Mangel an Arbeitskräften in der Pflege. Kein Wunder, bei so einer niedrigen Entlohnung! Es gibt in Österreich 30 000 Pflegekräfte, die nicht in ihrer Branche tätig sind – wegen den Arbeitsbedingungen!

Die einzige Wahrheit, die im Gejammer der Arbeitgeber über den Arbeitskräftemangel liegt, ist:

Ohne uns – uns ArbeitnehmerInnen – können sie die Arbeit nicht machen! Wir sitzen am längeren Ast! Allein wir im Betrieb – wir sind 1600 Kolleginnen, wir sind in 116 Schulen vertreten, wir betreuen 25 000 Kinder!

Wenn wir die Arbeit stilllegen, aber richtig, dann entsteht Chaos! Wenn nicht wir am längeren Ast sitzen, wer dann?  Wer betreut dann die 25 000 Kinder? Welche anderen Branchen sind dann nicht davon betroffen? Wir sind bereit für dieses Chaos!

Jedes Jahr gibt unsere Gewerkschaft klein bei und verhandelt statt einer echten Arbeitszeitverkürzung ein paar Prozent Gehaltserhöhung aus. Wir wollen keinen schnellen Abschluss im Februar.

Wir sind bereit, für einen guten Abschluss zu kämpfen, Druck aufzubauen und den Druck zu steigern. Wenn wir bis in den Sommer kämpfen müssen, tun wir das! Wir wünschen uns, dass wir dabei an einem Strang ziehen!

Denn: Gemeinsam sitzen wir am längeren Ast!

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