Die Verhandlungen im SWÖ-Kollektivvertrag sind mittlerweile unterbrochen und wir werden darüber informieren, wenn es wieder weiter geht. Seitens der Gewerkschaften wurden die Arbeitergeber aufgefordert, ein verbessertes Angebot zu übermitteln. Uns ist bewusst, dass unsere Streikbeschlüsse unter völlig anderen Umständen, als wir sie aktuell vorfinden, getroffen wurden. Es wird deshalb am 24. und 25.3. zu keinen Arbeitsniederlegungen kommen.
„Gerade jetzt leisten die Beschäftigten im Pflege- und Sozialbereich Unglaubliches. […] Dass momentan keine Verhandlungen oder Streiks stattfinden können, ist klar. Trotzdem erwarten wir uns ein Angebot der Arbeitgeber, das dem Wunsch der Beschäftigten nach Arbeitszeitverkürzung Rechnung trägt“, sagt Eva Scherz, KV-Verhandlerin für die Gewerkschaft GPA-djp.
Im Umgang mit der Corona-Krise wird von uns an den Schulen und von unseren KollegInnen im gesamten Sozial-, Gesundheits- und Pflegebereich, als kritische Infrastruktur, besonderes Verantwortungsbewusstsein gefordert. Wir sind gefragt, Bildung, Betreuung, Unterstützung, Pflege und Versorgung zu leisten. Diese Verantwortung nehmen wir, wie auch schon vor der Krise, Tag für Tag wahr: im Job, und als Branche mit 70% Frauenanteil, vielfach auch doppelt belastet und unbezahlt im Privaten. Allerdings – und dafür kämpfen wir bei unseren aktuellen Kollektivvertragsverhandlungen – spiegelt sich diese Verantwortung nicht in unseren Arbeitsbedingungen, unserer Entlohnung und unseren Arbeitszeiten wider. Die KollegInnen in der ganzen systemrelevanten Branche und darüber hinaus sind im Gegenteil mit niedrigen Löhnen, beständig zunehmendem Druck, massiv ansteigender Arbeitsverdichtung, gesundheitlicher Belastung und Burn-Outs konfrontiert.
Wir wollen klarstellen, dass wir – gerade wegen der angespannten Situation – unsere berechtigten Forderungen, die in der Vergangenheit von Politik und Arbeitergebern nur zu oft ignoriert wurden, nicht unter den Tisch fallen lassen! Wir fordern eine Arbeitszeitverkürzung auf 35 Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich: gegen Erschöpfungskrankheiten, gegen Arbeitslosigkeit, gegen Altersarmut und für qualitative Sozial- und Gesundheitsarbeit. Die momentane Lage unterstreicht zusätzlich, wie notwendig ein gut funktionierendes, ausfinanziertes und öffentliches Sozial-, Bildungs- und Gesundheitssystem mit vernünftigen Arbeitsbedingungen ist.
Auch die aktuelle Krise soll wie schon die Finanzkrise erneut auf die breite Mehrheit der Bevölkerung, auf die Beschäftigten, abgewälzt werden. Mit unserem Kampf für eine Arbeitszeitverkürzung und verbesserte Arbeitsbedingungen, stellen wir uns dagegen, dass aus der Corona-Krise eine soziale Krise wird.
Als Streikkomitee halten wir fest:
- Die innerbetrieblich von über 1.000 KollegInnen gefassten Streikbeschlüsse sind aufrecht.
- Wir bereiten uns gemeinsam auf die nächste Verhandlungsrunde vor.
- Wir waren, sind und bleiben streikbereit!
Streikkomitee der Bildung im Mittelpunkt GmbH, 18.3.2020