Was ist der Internationale Frauentag?

frauentag-we can do it

Der 8. März ist der Internationale Frauentag. Auf der ganzen Welt protestieren Menschen an diesem Tag gegen die Benachteiligung und Ausbeutung von Frauen und Mädchen. Seit 1911 auch in Österreich. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit und bessere Arbeitsbedingungen gehören zu den vielen Forderungen, für die an diesem Tag demonstriert wird. Die Frauenbewegung hat mit ihrem Kampf viel erreicht. In vielen Lebensbereichen sind Benachteiligung und Ausbeutung zurückgegangen.

Aber Benachteiligung und Ausbeutung sind weiterhin vorhanden:

Noch immer verdienen in Österreich Frauen weniger als Männer. In allen Berufsgruppen. Frauen verdienen im Schnitt ein Drittel weniger als Männer. Frauen arbeiten öfter in Teilzeit als Männer. Somit verdienen sie nochmal weniger. Gleichzeitig erledigen sie deutlich mehr unbezahlte Arbeit. Zum Beispiel im Haushalt, in der Kindererziehung oder in der Pflege von Angehörigen. Aber auch Frauen in Vollzeitjobs verdienen 13% weniger als Männer.

Im Sozialbereich gibt es sehr viele Teilzeitstellen. Und auch die Löhne sind niedriger als im Durchschnitt. Der Sozialbereich ist eine der Branchen, in denen viele Frauen arbeiten. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ihre Arbeit ist. Trotzdem sind die Arbeitsbedingungen hart und die Löhne zu niedrig. Viele geben ihren Beruf auf, weil sie den Stress nicht mehr aushalten. Oder sie verdienen zu wenig, um sich und ihre Familien gut zu ernähren.

Die Proteste am 8. März richten sich aber auch gegen andere Benachteiligungen von Frauen. Sie werden nämlich öfter Opfer von Gewalt und Belästigung. Außerdem haben sie schlechtere Karrierechancen und sind seltener in Positionen, in denen sie wichtige Entscheidungen treffen können.

Diese Probleme betreffen nicht nur Frauen. Sie betreffen auch andere Menschen, die nicht klar als Männer gelten. Zum Beispiel Menschen, die sich keinem Geschlecht zugehörig fühlen. Oder Menschen, die zwei Geschlechter haben. Und Menschen, die ihr Geschlecht an ihr Fühlen anpassen. Diese Männerherrschaft hindert außerdem auch viele Männer, ihr Leben frei nach ihren Wünschen zu gestalten. Eine echte Gleichberechtigung würde auch ihnen mehr Freiheit verschaffen.

Lasst uns alle – Männer, Frauen und Andere – zusammenhalten und am 8. März 2023 gemeinsam für gleiche Rechte und Chancen für alle protestieren!

Hintergundinformationen

Der 8. März

Internationaler Frauentag, Weltfrauentag, Frauenkampftag oder kurz Frauentag sind Namen eines Welttags, der jährlich am 8. März begangen wird. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen.

Der Internationale Frauen*tag richtet sich gegen die mehrfache strukturelle Diskriminierung und Ausbeutung von Frauen* und Mädchen weltweit. Jährlich gehen am 8. März hunderttausende Menschen auf die Straße, um gegen geschlechtsspezifische Ungleichheiten und für die gerechte Teilhabe von Frauen* an der Gesellschaft zu demonstrieren. Konkrete Ziele sind dabei bessere Arbeitsbedingungen und gleicher Lohn für gleiche Arbeit (vgl. Kontrast Online 2022).

Einkommensbericht 2022

In Österreich verdienten Frauen* 2021 in allen Beschäftigungsgruppen weniger als Männer*. Der Median des Bruttoeinkommens der Frauen* betrug mit 24.309 EUR 64% des Männereinkommens, welches 37.707 EUR betrug (vgl. RH 2022: 26). Ein Teil der Einkommensdifferenzen zwischen den Geschlechtern ließ sich auf Unterschiede im Beschäftigungsausmaß zurückführen. Da Frauen* deutlich häufiger in Teilzeitbeschäftigungsverhältnissen arbeiteten, weil sie immer noch den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit (wie Hausarbeit, Kindererziehung, Pflege von Angehörigen) leisten, erzielten sie dadurch auch weniger Jahreseinkommen. Jedoch erklären die kürzeren Arbeitszeiten bei Weitem nicht die gesamten Einkommensunterschiede zwischen Frauen* und Männern*. Werden nur ganzjährig Vollzeitbeschäftigte in die Analyse einbezogen und damit die Effekte durch nicht ganzjährige Erwerbstätigkeit und Teilzeitbeschäftigung ausgeschaltet, erhielten Frauen* im Jahr 2021 immer noch signifikant weniger Einkommen als Männer* (vgl. RH 2022: 116). Bei den ganzjährig Vollzeitbeschäftigten erreichte das mittlere Jahreseinkommen der Frauen* mit 41.617 brutto EUR 87% des mittleren Männereinkommens, welches 47.569 EUR betrug (vgl. RH 2022: 27).

Care-Arbeit = Frauen*arbeit

Die Branchen mit hohen Teilzeitquoten sind auch jene, in denen überdurchschnittlich viele Frauen* beschäftigt waren. Am besten lässt sich dieser Umstand am Gesundheits- und Sozialwesen illustrieren: dieses hatte mit 36% den niedrigsten Vollzeitanteil und mit 77% den höchsten Frauen*anteil (vgl. RH 2022: 108). Bei den Berufsgruppen nach Geschlecht zeigte sich ein ähnliches Muster wie beim Vergleich der Branchen: Frauen* waren häufiger als Männer* in Dienstleistungs- und Hilfstätigkeiten und somit in schlechter bezahlten Berufen zu finden. In diesen Berufsgruppen arbeiteten Frauen* zudem überdurchschnittlich häufig in Teilzeit, was sich wiederum negativ auf ihre Einkommenssituation relativ zu den Männern* auswirkte. (vgl. RH 2022: 30). Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gezeigt, dass (bezahlte) Sorgearbeit in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Erziehung für eine Gesellschaft unverzichtbar ist. Dennoch fehlt es in diesen Bereichen an einer angemessenen Entlohnung. Für eine strukturelle Aufwertung von bezahlter Care-Arbeit benötigt es u.a. kollektivvertraglich gestützte höhere Entlohnung, um jene Berufe für Frauen* und Männer* attraktiver zu machen, sowie die Verbesserung der Arbeitsbedingungen (z.B. höhere Personal- und Betreuungsschlüssel) und Weiterbildungsmöglichkeiten (vgl. Berger, Fritsch und Mader 2022: A&W blog).

Warum sich aktivistisch beteiligen am Frauen*tag?

Weil der Frauen*tag ein guter Anlass ist, um über ungleiche Geschlechterverhältnisse zu besprechen und Aktionen zu setzen, um diese Ungleichheiten zu überwinden. Weil Frauen* (auch) in Österreich in vielen Bereichen benachteiligt werden: Sie verdienen weniger und sind dadurch häufiger von (Alters-)Armut betroffen, sie leisten mehr (unbezahlte) Sorgearbeit, sie sind häufiger Opfer von Gewalt und sie stoßen eher auf gläserne Decken als Männer*.

Unsere Gesellschaft ist immer noch patriarchal strukturiert, d.h. die männliche Herrschaft ist nicht überwunden. Männer* haben immer noch mehr Entscheidungsmacht im privaten und öffentlichen Raum. Jedoch leiden nicht nur Frauen*, sondern auch Männer* selbst unter dieser männlichen Herrschaft. Traditionelle Männlichkeitsvorstellungen schränken schließlich auch die Lebenschancen von Männern* ein. Um gegen patriarchale Unterdrückungsformen vorzugehen, benötigt es die Zusammenarbeit aller Geschlechter und vor allem auch die Solidarität von Personen, die nicht direkt von Benachteiligungen betroffen sind (vgl. Scheibelhofer und Wiesböck 2019: derstandard Online).

Erklärung bestimmter Schreibweisen:

Wir verwenden den Genderstern „*“ um deutlich zu machen, dass auch Trans*frauen und Inter*personen in den verwendeten Bezeichnungen mitgemeint sind und angesprochen werden. Der Ausdruck Frau* bzw. Mann* bezieht sich auf die Selbstbezeichnung der Person und nicht auf das Geschlecht, welches bei der Geburt zugeschrieben wurde. Die Begriffe Sorgearbeit und Care-Arbeit verwenden wir synonym.

Quellen:

Berger, Christian; Fritsch, Nina-Sophie und Mader, Katharina (2022): Care-Arbeit im Wandel: Auswirkungen von Digitalisierung und der COVID-19-Pandemie auf bezahlte Sorgearbeit. In: Arbeit&Wirtschaft Blog. https://awblog.at/care-arbeit-im-wandel/ (Letzter Zugriff: 3.1.23)

Kontrast Online (2022): Internationaler Frauentag: Das ist die Geschichte des 8. März. https://kontrast.at/geschichte-frauentag/ (Letzter Zugriff: 3.1.23)

ORF Online (2022): Gender-Pay-Gap: Kaum Bewegung ohne Druck. https://orf.at/stories/3298409/ (Letzter Zugriff: 3.1.23)

Rechnungshof Österreich (2022): Allgemeiner Einkommensbericht 2022. https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/news/news/aktuelles/Allgemeiner_Einkommensbericht_2022.html# (Letzter Zugriff: 3.1.23)

Scheibelhofer, Paul; Wiesböck, Laura (2019): Das privilegierte Geschlecht. Der Frauentag ist ein guter Anlass, um über Männer zu sprechen, über ihren Beitrag zu ungleichen Geschlechterverhältnissen und ihre Rolle in der Überwindung derselben. https://www.derstandard.at/story/2000099069563/toxische-maennlichkeit-das-privilegierte-geschlecht (Letzter Zugriff: 3.1.23)

Die Texte wurden übernommen von der Basisgruppe „Aktive Belegschaft des ASB“

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